Hat es jemand mitbekommen? Am Wochenende war Bundesjägertag. JAWINA war nicht da und wollte auch eigentlich kein Wort darüber verlieren. Weil es ja eh keinen interessiert. Ist doch immer dasselbe: Eine greise Blaskapelle spielt den versammelten Senioren auf, Reden, Grußworte, dann noch mehr Reden und noch mehr Grußworte. Es folgen Totenehrung, Tagesordnungspunkte, Wortmeldungen der ewig gleichen Wichtigtuer, Bericht des Kassenwarts, sprich: Die gesammelten Unsäglichkeiten deutscher Vereinsmeierei. Von den bräsigen Vertretern der bräsigen Jagdpresse einer dankbaren Leserschaft in Form serviler Hofberichterstattung serviert.
Doch diesmal dringen ungeheuerliche Neuigkeiten aus dem fernen Marburg an unser Ohr: Der DJV hat sich umbenannt und will jetzt nicht mehr Jagdschutzverband, sondern nur noch Jagdverband heißen. Deutscher Jagdverband natürlich, so weit geht die Selbstverleugnung nun nicht. Und er hat sich ein neues Logo verpasst, das ab 2014 “fließend eingeführt” werden soll. Auf dem Bundesjägertag 2015 will der Verband einen “Zwischenbericht über den Sachstand der Logoeinführung geben.” Ich bin mir sicher, man wird zu diesem Zweck eine hochkarätig besetzte Logoeinführungs-Sachstandzwischenberichtserstattungs-Kommission ins Leben rufen, da vertraue ich ganz dem DJV.
Spürt ihr ihn auch, den Ruck, der durchs Land geht, diese Wahnsinns-Aufbruchstimmung? Nein? Nicht? Ach, allzu sehr erinnert Euch das an jene Symbolpolitik, die aus anderen Bereichen der bundesrepublikanischen Realität sattsam bekannt ist? An die Umbenennung des Arbeitsamts in Arbeitsagentur, als mit gigantischem Aufwand Visitenkarten, Briefpapier, Internetauftritte, Tür- und Hausschilder geändert wurden – und sonst alles blieb, wie es war, die gleichen schnarchnasigen Sachbearbeiter, die gleiche undurchdringliche ineffiziente Bürokratie? An plastische Chirurgie, neue Visage, das verkalkte Gehirn dahinter bleibt das alte? Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix?
Der massive Bedeutungs- und Vertrauensverlust, mit dem der DJV zu kämpfen hat (und der, dass sollte man fairerweise erwähnen, weniger der aktuellen Führung als den grauen Eminenzen anzulasten ist, die den Laden jahrzehntelang dominiert haben) dürfte mit etwas Kosmetik nicht zu beheben sein. Glaubwürdigkeit und öffentliche Akzeptanz lassen sich nicht mit ein bisschen billiger PR und Lippenbekenntnissen (zum Beispiel zum Naturschutz) erzeugen. Und auch nicht durch die neue Internetseite, die der DJV gestartet hat und deren Motive (s.o.) fatal an die bundesweit belächelten Kampagnen der CMA erinnert (Bestes vom Bauern). Haben die da Leute abgeworben?
Soll man dem DJV gratulieren, dass er jetzt, nach dem EGMR-Urteil zur Zwangsmitgliedschaft in der Jagdgenossenschaft, nach der Zersplitterung des Jagdrechts, nach der gelaufenen Bleidiskussion, nach der Spaltung des Verbands auf die Idee kommt, die Öffentlichkeit, die “Menschen, die wenig Berührung mit der Jagd haben” zu informieren und über Fakten und Vorurteile aufzuklären? Soll man gratulieren, dass sie jetzt (hurra!) auf die Idee gekommen sind, dass es möglicherweise nicht reicht, einmal im Jahr die beliebte “Jetzt ist wieder Wildunfall-Saison”-Pressemeldung rumzuschicken? Oder muss man nicht vielmehr erbost fragen: Warum erst jetzt?
Sorry, DJV, Aufbruch geht anders. SE/Grafik: DJV