Der vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in der (vom BfN herausgegebenen) Zeitschrift Natur & Landschaft veröffentlichte Auszug aus den Handlungsempfehlungen des BfN dür den Umgang mit dem Wolf hat für Empörung gesorgt. Dies liegt nicht nur am Inhalt – der Deutsche Jagdverband (DJV) kritisierte die “naive Herangehensweise” und “kritiklose Grundhaltung” des BfN im Umgang mit dem Wolf – sondern auch am Zeitpunkt der Veröffentlichung, wenige Tage vor dem Umweltministerkonferenz, auf der das Thema Wolf zwischen Bund und Ländern abgestimmt werden sollte.
Wir stellen den Auszug aus den Handlungsempfehlungen, wie sie in Natur & Landschaft unter dem Titel “Wolfsverhalten – Einschätzung und Handlungsempfehlungen für das Management” veröffentlicht wurden, zum Nachlesen bereit. SE

“Wolfsverhalten – Einschätzung und Handlungsempfehlungen für das Management”, veröffentlicht in Natur und Landschaft, S. 1, Copyright: BfN

“Wolfsverhalten – Einschätzung und Handlungsempfehlungen für das Management”, S. 2, Copyright: BfN
Interessierten JAWINA-Lesern stellen wir den Text auf Nachfrage als besser lesbares PDF zur Verfügung.
Beitragsbild: Titel des Beitrags “Wolfsverhalten – Einschätzung und Handlungsempfehlungen für das Management” in Natur und Landschaft. Quelle: BfN
Nicht vergessen: Siehst du einen Wolf, in die Hände klatschen.
Bestünde die Möglichkeit, die beiden Seiten nochmal seitenbreite-füllend abzubilden? Die Buchstaben lassen sich schwer entziffern.
(Kommentar muss nicht abgebildet werden)
Das PDF des Beitrags wurde an die angegebene E-Mail-Adresse versendet.
Ich habe den Inhalt der Seite mal durch “Copy and paste” eingefügt- zum besseren Lesen 😉
“Wolfsverhalten – Einschätzung
und Handlungsempfehlungen
für das Management
Die Rückkehr des Wolfs nach Deutsch- von
land ist ein Erfolg des Naturschutzes. Ver
Gleichzeitig stellt sie eine Herausforde- ein
rung dar – zum einen in Hinblick auf gru
Zielkonflikte im Naturschutz, wie etwa Ch
die Gewährleistung der offenen Weide- auc
tierhaltung, zum anderen wird der Wolf DB
von manchen Menschen als Bedrohung Wöl
wahrgenommen. Die sachliche Auseinandersetzung
mit der z. T. sehr emotional
geprägten Thematik erfordert Entscheidungen,
die auf wissenschaftlich fundierten
Grundlagen und Fakten basieren. Für
so genannte auffällige Wölfe, deren Verhalten
scheinbar außerhalb der Bandbreite
des normalen Wolfsverhaltens liegt,
sind Empfehlungen für eine sachgerechte
Einschätzung von Wolfsverhalten sowie
daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen
von großer Bedeutung.
Im Jahr 2008 wurde das vom BfN mit
Mitteln des BMUB geförderte F + E-Vorhaben
„Grundlagen für Managementkonzepte
für die Rückkehr von Großraubtieren
– Rahmenplan Wolf“ (FKZ 3507 86
040) in Auftrag gegeben. Hierbei lag ein
Fokus auf der Bewertung von Problemindividuen
bei Bär, Wolf und Luchs sowie
auf den Empfehlungen zum Umgang mit
solchen Individuen. Mehrere Bundesländer
haben daraus Teilelemente mit Bezug
auf auffällige Wölfe in ihre Wolfsmanagementpläne
integriert. Inzwischen erfolgte
eine Aktualisierung der Empfehlungen
sowie des Handlungsleitfadens durch
die Dokumentations- und Beratungsstelle
des Bundes zum Wolf (DBBW). Die
DBBW wurde im Frühjahr 2016 auf Bitte
der Länder um fachliche Unterstützung
zum Thema Wolf vom BfN mit Mitteln
des BMUB eingerichtet. Neben dem Zusammenführen
der im Wolfsmonitoring
erhobenen Daten berät und unterstützt
die DBBW die Bundesländer auch beim
Umgang mit auffälligen Wölfen. Das
durch die DBBW überarbeitete Konzept
„Empfehlungen zum Umgang mit auffälligen
Wölfen“ wurde im Austausch
mit internationalen Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern erstellt und wird
im November 2017 im Rahmen einer
Pressekonferenz veröffentlicht.
Die folgenden Empfehlungen sind ein
Auszug aus dem umfangreichen Konzept
zum Umgang mit auffälligen Wölfen
der DBBW. Hierbei steht die Sicherheit anzumerken, dass Wölfe Menschen in
, Kraftfahrzeugen nicht wahrnehmen und
– dadurch viele Beobachtungen auf kürzere
Distanzen aus Kraftfahrzeugen möglich
geworden sind. Die hier genannten Ver-
– haltensweisen sind alle in Bezug auf den
Menschen als ungefährliches und nicht
problematisches Verhalten einzustufen
– (Abb. Teil A). Auch das bisher seltene
Auftreten von Wölfen in Siedlungen bei
– Tag stellt kein problematisches Verhalten
dar, sofern dies nur in Einzelfällen beobachtet
wird. Daher besteht bei diesen
Verhaltensweisen kein Handlungsbedarf.
Wolfsindividuen, die Herdenschutzmaß-
– nahmen überwinden und Weidetiere reißen,
sind in Bezug auf die Gefährlichkeit
für Menschen nicht anders zu bewerten
der Bevölkerung immer an erster Stelle
daher werden im Folgenden Einschät
zungen des Wolfsverhaltens in Bezug
auf die Sicherheit des Menschen sowie
Empfehlungen für den Umgang mit Wöl
fen gegeben, die ein auffälliges Verhalten
zeigen. Zunächst ist festzuhalten, dass die
Anzahl dokumentierter Wölfe mit auffäl
ligem Verhalten gegenüber Menschen
in Deutschland sehr gering ist. Zusätz
lich muss berücksichtigt werden, dass
es die so genannte „natürliche Scheu“
Wildtieren nicht gibt, sondern dem
halten des einzelnen Tieres vielmehr
individuelles Risikomanagement zu
nde liegt. Aufgrund der individuellen
araktereigenschaften der Tiere kann
h das Konzept der
BW zu auffälligen
fen keine pauschal
anzuwendende Handlungsvorlage
sein. Daher
wird empfohlen,
dass jeder Fall, in dem
auffälliges Wolfsverhalten
an die entsprechenden
Behörden gemeldet
wird, im Einzelnen
durch Expertinnen
und Experten
geprüft und analysiert
werden soll. Auf
Grund der bisher sehr
niedrigen Anzahl an
Wölfen mit auffälligem
Verhalten in Deutschland
sollte in jede
Einzelfallbetrachtung
zusätzlich beratend
die DBBW eingebunden
werden. Im ersten
Schritt muss die Über- Einschätzung von
prüfung des auffäl- empfehlungen (ho
ligen Verhaltens auf Umgang mit auffällig
Sicherheitsrelevanz für
den Menschen stehen. Exemplarisch als andere Wölfe, die keine Nutztiere töten.
Die Thematik der offenen Weidetierhaltung
in Bezug auf den Wolf wurde seitens
des BfN in der vorherigen Ausgabe
von „Natur und Landschaft“ 9/10-2017
behandelt (Rubriken, S. 464 – 465). Bisherige
Erfahrungen in Deutschland zeigen,
dass Wölfe sich in verschiedenen Situationen
meist durch Händeklatschen und
lautes Rufen von Nutztierrissen abhalten
ließen. In keinem Fall zeigten die Wölfe
in solchen Fällen jedenfalls ein Verhalten,
das gegenüber dem Menschen als kritisch
zu bewerten ist.
werden nachfolgend verschiedene Verhaltensmuster
von Wölfen angeführt, die
eine bestimmte Reaktion erfordern oder
nicht. Die Einschätzung des Verhaltens
sowie die empfohlenen Maßnahmen werden
in der Abbildung und nachfolgend
dargestellt.
Ungefährliches Verhalten
von Wölfen
Läuft etwa ein Wolf bei Tag in Sichtweite
von Ortschaften oder Einzelgehöften
oder bei Nacht direkt an Ortschaften
vorbei oder durch diese hindurch, besteht
beispielsweise kein Handlungsbedarf.
Dies gilt auch für Wölfe, die nicht
sofort beim Anblick von Menschen und
Autos flüchten, sondern zunächst stehen
bleiben und beobachten. Hierbei ist
Wolfsverhalten,
das Aufmerksamkeit verlangt
Wird ein Wolf mehrfach in einer Entfernung
von weniger als 30 m von bewohnten
Häusern über einen längeren Zeit-
Wolfsverhalten (vertikal) und Managementrizontal).
(Quelle: Konzept „Empfehlungen zum
en Wölfen“, DBBW 2017)
— 92. Jahrgang (2017) — Heft 11 517
Neues aus dem Bundesamt für Naturschutz
raum gesehen, muss die Situation ge-nau untersucht werden. Hierbei ist vor Ort nach Anreizen zu suchen, wie etwa Futterquellen. In einem nächsten Schritt sind diese Anreize zu entfernen (Abb. Teil B). Eine umfassende und offene In-formation der Bevölkerung vor Ort über die Situation, über mögliche Ursachen des auffälligen Wolfsverhaltens und über die geplanten Managementmaß-nahmen wird empfohlen. So könnte bei-spielsweise bei beabsichtigter oder unbe-absichtigter Fütterung als Auslöser des Wolfsverhaltens das Management durch eine intensivierte Öffentlichkeitsarbeit auf die Risiken der Anfütterung von Wildtieren im Allgemeinen und Wölfen im Speziellen aufmerksam machen. Auf Fütterung konditionierte Wölfe interes-sieren sich für Menschen, sodass daraus u. U. eine gefährliche Situation entstehen könnte und Verletzungen von Menschen nicht ausgeschlossen werden können. Falls ein Wolf sich Menschen mehrfach auf weniger als 30 m Entfernung nähert und sich augenscheinlich für Menschen interessiert, stellt dies ein kritisches Ver-halten des Wolfs dar (Abb. Teil C). Dieser Wolf muss, wenn möglich, sofort besen-dert und vergrämt werden. Führen diese Maßnahmen zu keinem Erfolg, wird ein Abschuss empfohlen.
Gefährliches Wolfsverhalten
Zeigt ein Wolf ein aggressives Verhalten gegenüber Menschen ohne vorhergehen-de Provokation, muss dieser aufgrund dieses gefährlichen Verhaltens sofort ge-tötet werden (Abb. Teil D). Wie bei dieser und allen o. g. Managementempfehlun-gen steht die Sicherheit des Menschen an erster Stelle.Eine generelle Bejagung von Wölfen würde das Auftreten problematischerWölfe nicht verhindern. Einem proble-matischen Verhalten liegen i. d. R. indivi-duelle positive Erfahrungen eines Wolfs mit Menschen zugrunde, wie etwa durch beabsichtigtes oder unbeabsichtigtes An-füttern. Aufgrund des individuellen Risi-komanagements des Wolfs kann es keine pauschal anzuwendenden Bewertungs- und Handlungsvorlagen zu problemati-schem Wolfsverhalten geben. Wichtig ist daher, dass alle Vorkommnisse mit Wöl-fen, die ein auffälliges Verhalten zeigen, im Rahmen des Monitorings gemeldet und geprüft werden. Eine Liste der An-sprechpersonen in den Bundesländern findet sich auf der Homepage der DBBW
(http://www.dbb-wolf.de).
Für die Be-völkerung ist es von großer Bedeutung zu wissen, welches Verhalten von Wölfen in unserer Kulturlandschaft normal und unproblematisch für die Sicherheit des Menschen ist. Daher ist die Aufklärungs-
arbeit eine zentrale sowie andauernde Aufgabe und ein wichtiger Schritt, um das konfliktarme, sichere Nebeneinander von Mensch und Wolf in Zukunft zu er-
möglichen.
Tagung „Naturschutz für alle – Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge“
Menschen mit Migrationshintergrundund Geflüchtete sind bislang im Natur-schutz im Allgemeinen unterrepräsen-tiert – sowohl in der Mitgliedschaft in Verbänden und Vereinen als auch bei der aktiven Gestaltung von Naturschutzakti-vitäten. Dabei richtet sich Naturschutz in einer offenen und demokratischen Gesell-schaft mit seinen Anliegen und Angebo-ten an alle Bürgerinnen und Bürger und setzt auch auf Integration und Teilhabe
von Menschen und Gruppen, die bislang durch Naturschutzkommunikation nur eingeschränkt erreicht wurden. Er leis-tet damit über die Naturschutzarbeit im engeren Sinne hinaus einen wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt und die Teilhabe an der Gesellschaft.Die Tagung „Naturschutz für alle – Angebote für Menschen mit Migrations-hintergrund und Flüchtlinge“ fand vom 27. bis 30. Juni 2017 an der Internationa-len Naturschutzakademie Insel Vilm des Bundesamtes für Naturschutz statt. Sie zielte im Rahmen des F + E-Vorhabens „Naturschutz: einladend – sozial – inte-grativ“ insbesondere darauf ab, Initiati-ven und Akteure verstärkt miteinander zu vernetzen und zu erreichen, dass sich der Naturschutz interkulturell stärker öffnet. Anzustreben ist die erweiterte Berücksichtigung einer entsprechenden Perspektive in der Ausgestaltung von Projekten.Darüber hinaus sollte der praktische Erfahrungs- und Wissensaustausch zwi-schen Vertreterinnen und Vertretern des Naturschutzes und der Integrationspo-
litik bzw. -arbeit gefördert werden. Um einen direkten Austausch von Wünschen und Erfahrungen zu ermöglichen, richte-te sich die Tagung besonders an Teilneh-merinnen und Teilnehmer mit Migrati-onshintergrund oder Fluchterfahrung. Die Begegnung mit geflüchteten Men-schen muss im Naturschutz auf Augen-höhe geschehen und ist von gegenseiti-gem Respekt getragen.Die Arbeit im Naturschutz und die Umweltbildung eignen sich in besonde-rem Maße für die Integration von Men-schen mit Migrationshintergrund und geflüchteten Menschen:
●●Niedrigschwellige Angebote für alle Altersgruppen und sozialen Schich-ten werden geschaffen. Auf diese Weise werden soziale Kontakte sowie Spracherwerb und Sprachentwick-lung gefördert.●●Es wird dazu beigetragen, Land und Leute sowie Werte und Normen ken-nenzulernen und eine emotionale Bin-dung an die Region zu entwickeln.Gerade wenn die eigene Migrationser-fahrung noch nicht lange zurückliegt, erweisen sich die Handlungsfelder von Naturschutz und Umweltbildung als in-tegrationsförderlich:●●Betätigungsfelder und Möglichkeiten einer sinnvollen Beschäftigung wer-den gefunden. Perspektiven für die berufliche Qualifizierung und Kom-petenzerweiterung, z. B. durch den Zugang zu „Grünen Berufen“, werden angeboten.●●Im Umgang mit der Natur können Ängste und Stress abgebaut sowie Erholung und Beruhigung gefunden werden.●●Die positive Auseinandersetzung mit der Natur vermittelt Glücksgefühle und kann die Selbstwirksamkeit, die Selbstachtung und das Selbstbewusst-sein stärken.●●Über den Naturschutz kann zu Ge-fährlichem und Ungefährlichem in der deutschen Natur (z. B. über Pilze, Schlangen) informiert werden.Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und geflüchteten Menschen im Naturschutz und in der Umweltbildung leistet einen wichtigen Beitrag zu einer positiven gesellschaftli-chen Entwicklung in Deutschland:●●Die Akzeptanz des Naturschutzes in der Gesellschaft wird gestärkt.●●Aus der Sichtweise, den Werten und dem Umgang mit der Natur in den Herkunftsländern kann die Gesell-schaft in Deutschland lernen, globale Zusammenhänge besser zu verstehen.
BfN
Kinder mit Migrationshintergrund lernen Naturbegriffe in deutscher Sprache. (Foto: NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.)
Die Hendricks und ihr Umweltstaatsekretär (ex-Nabu-Vorsitzender) sind zum Glück demnächst “raus”!
Unter Jamaika wird das Umweltministerium mit Sicherheit “Grün”. Glaubst Du, dann wird’s besser. Wahrscheinlich schlimmer