Teil 3: Purdey und das Plüsch-Hotel
Nachdem wir uns in Teil 1 unseres London-Spezials mit Rigby und in Teil 2 mit Holland & Holland befasst haben, fehlt noch der Dritte im Bunde der hochberühmten Londoner Gunmaker: James Purdey & Sons, wurde 1814 gegründet und residiert seit einem Umzug im Jahr 1883 im Audley House, 57-58 South Audley Street, im noblen Bezirk Mayfair. Audley House ist bekannt für den Long Room, einen wirklich “langen Raum”, ganz in Rot- und Mahagonitönen gehalten, vollgestopft mit Memorabilia und den Porträts und Autogrammen und Danksagungen berühmter Purdey-Schützen.
Den Long Room dominiert eine Mahagoni-Tafel von gargantuesken Ausmaßen. Unterhalb des gewaltigen Tischs befand sich früher der sogenannte Brunnen (“well”), durch den James Purdey die im Untergeschoss tätigen Büchsenmacher bei der Arbeit beobachten konnte. Die Fertigung ist heute in der 2015 frisch renovierten Fabrik im Felagte House in Hammersmith untergebracht. 1946, nach 132 Jahren im Familienbesitz der Purdeys, wurde das Unternehmen erstmals verkauft. Seit 1970 gehört Purdey zum Portfolio des Schweizer Luxusgüterkonzerns Compagnie Financière Richemont SA.

97.860 Pfund sind für diese wunderschöne zierliche 20er-Flinte von Purdey zu entrichten. Günstigere Modelle gibt es bereits ab 89.000 Pfund. Foto: SE

Der Mitarbeiter, der uns durch das Werk führen sollte, war plötzlich erkrankt, weshalb Werksstudentin Pippa einen Ex-Tempore-Vortrag über die Geschichte des Hauses Purdey hielt. Foto: SE

Use enough gun à la Purdey: Ein exzentrischer britischer Adliger ließ sich diese funktionsfähige Flinte bauen – für die nächtliche Mottenjagd am Windlicht. Foto: SE
Nach dem Shopping-Trip bei Purdey steht der Besuch der Lord Mayor’s Show auf dem Programm, einer Parade, die seit dem 16. Jahrhundert alljährlich zur Wahl des Bürgermeisters der City of London mit großem Pomp durchgeführt wird.

… noch mehr Traditionsregimenter (Wenn diese hier etwas überrepräsentiert sind, dann weil sie die farbenfrohesten Uniformen, die beste Musik und die schönsten Pferde haben.)

Aber auch Handwerkerinnungen – hier die Fleischer mit einem mobilen Grill, großzügig Bratwürste in die Menge reichend.
Bei all dem, diesem langen, lustigen, prächtigen Umzug schlagen sich die Glocken sämtlicher Londoner Kirchen die Klöppel wund. Die Masse jubelt, applaudiert und winkt, und obwohl es ohne Frage ein Touri-Event ist, hat es etwas ergreifendes. “Die machen das seit fast 700 Jahren”, raunt ein Mitreisender, “Und seit dem 16. Jahrhundert ist es nur ein paar Mal wegen Krieg oder Feuer ausgefallen.” Unbelastete Traditionen, fröhliche Repräsentation aller Gewerke eines Gemeinwesens, Selbstvergewisserung vor prächtiger historischer Kulisse – jetzt nur kein Neid: Dafür haben wir den Christopher Street Day und den Karneval der Kulturen…
Abends ist der Besuch eines Restaurants in Covent Garden angesagt, dass es erst einmal zu erreichen gilt:
Vor dem Ausgang der U-Bahn-Station stauen sich die Leute. Warum nur? Weil es draußen genau so voll ist:
Toller Bericht!
Vielen Dank!!
Toller Kommentar!
Vielen Dank! 🙂